FAQ: Fuchsjagd: Wie, wann, wo, warum?
5.1 Fuchsjagd: Wie, wann, wo, warum?
5.1.1 Wie viele Füchse werden von Jägern getötet?
Allein in Deutschland werden nach offiziellen Zahlen der Jagdverbände jedes Jahr etwa 600.000 Füchse erschossen, in Fallen gefangen oder anderweitig von Jägern getötet. In Österreich belaufen sich die sogenannten jährlichen "Fuchsstrecken" derzeit auf etwa 60.000 Tiere, in Großbritannien sind es im Schnitt 200.000.
Damit ist die Jagd die bei weitem häufigste Todesursache für Füchse - Kugel, Schrot und Schlagfalle sind Studien zufolge je nach Gebiet für 56 bis 80 Prozent der jährlichen Fuchsmortalität verantwortlich.
Fuchs im Schnee
(Bild: Yellowstone National Park)
Tote Füchse nach einer sog. "Fuchswoche"
(Bild: Fam. Pelli)
Literatur:
Macdonald, D. (1993): Unter Füchsen. Eine Verhaltensstudie. Knesebeck, München.
Labhardt, F. (1990): Der Rotfuchs. Paul Parey, Hamburg/Berlin.
Heydon, M.J. & Reynolds, J.C. (2000): Demography of rural foxes (Vulpes vulpes) in relation to cull intensity in three contrasting regions of Britain. Journal of Zoology, 251, 265-276.
5.1.2 Warum werden Füchse gejagt?
Füchsen wird das Fell über die
Ohren gezogen (Bild: Kottke)
Wo die "klassische" Form der Fuchsjagd, bei der die Füchse hoch zu Ross und mit Hundemeuten bis zur Erschöpfung gehetzt werden, gesetzlich noch erlaubt ist, stehen nach Angaben der Jäger Tradition und Sport im Vordergrund (siehe dazu beispielsweise Roger Longriggs Werk "The History of Foxhunting").
Zusätzlich spielt für einige Jäger und Fallensteller sicher auch das Fell eine Rolle, das sie dem getöteten Fuchs über die Ohren ziehen können – für die einen als Trophäe, für die anderen als Handelsware. Nebenbei werden auch die Fangzähne sowie bisweilen bei Rüden der Penisknochen als Trophäe genutzt. Alles in allem kann man jedoch davon ausgehen, dass diese Motive durch gefallene Pelzpreise und eine sich verändernde Modewelt zumindest in der westlichen Hemisphäre immer mehr zugunsten des Jagderlebnisses in den Hintergrund gerückt sind.
Erlegte Füchse, im Container entsorgt
(Bild: E.Tourin)
Literatur:
Parin, P. (2003): Die Leidenschaft des Jägers. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg.
Longrigg, R. (1975): The History of foxhunting, Macmillan.
Cartmill, M. (1993): Tod im Morgengrauen. Artemis & Winkler, München.
sowie die großen deutschsprachigen Jagdzeitschriften, z.B. "Wild und Hund", "Jäger", "Die Pirsch", "Deutsche Jagd Zeitung" oder "Unsere Jagd" nebst den dazugehörigen Webpräsenzen.
5.1.3 Wie werden Füchse gejagt?
Getöteter Fuchs, am Hochsitz
aufgehängt (Bild: E. Dreyer)
Menschen haben sich eine große Vielfalt an Methoden ausgedacht, um Füchse (und natürlich andere Tiere) zu töten.
In England und Teilen Nordamerikas werden Füchse mit Pferden und Hundemeuten bis zur Erschöpfung gehetzt. Während man bei der amerikanischen Variante den Fuchs meist am Leben läßt, gipfelt die englische Fuchsjagd darin, dass das gejagte Tier von den Hunden bei lebendigem Leib zerrissen wird. Im Jahr 2004 wurde die Tötung des Fuchses durch Jagdhunde bei Hetzjagden in Großbritannien per Gesetz untersagt; stattdessen soll der erschöpfte Fuchs nun erschossen werden. Da "Unfälle" jedoch kaum nachzuweisen und hetzende Hunde nicht immer leicht unter Kontrolle zu halten sind, hat sich die faktische Situation der englischen Fuchsjagd nur wenig verändert.
In den meisten Ländern - darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz - werden Füchse in der Regel mit Kugel, Schrot oder Falle getötet. Beispielsweise lockt man sie mit Fleisch, mit dem Urin läufiger Füchsinnen, oder mit den Klagelauten verletzter Beutetiere an und erschießt sie vom Hochsitz aus. Auf Treib- und Drückjagden werden die verängstigten Füchse durch den von Treibern verursachten Lärm bzw. stöbernde Hunde aus der Deckung vor die Flinten der wartenden Jäger getrieben. Die Baujagd ist eine besonders grausame Jagdart, bei der kleine, aber aggressive ("raubwildscharfe") Hunde in den Fuchsbau geschickt werden, um in der Höhle verharrende Jungfüchse zu töten und die erwachsenen Tiere aus dem Bau jagen, wo bereits die Schützen auf sie warten. Mutige Füchse lassen es dabei bisweilen auf einen Kampf mit dem Hund ankommen, der im schlimmsten Fall für beide Beteiligten tödlich enden kann, meist aber zumindest zu gravierenden Verletzungen führt.
Literatur:
gängige Jagdbücher, z.B.: Hespeler, B. (2004): Fuchs und Marder erfolgreich bejagen. BLV, München.
Westerkamp, A. (2006): Fangjagd. Praxiswissen Jagd. BLV, München.
sowie die großen deutschsprachigen Jagdzeitschriften, z.B. "Wild und Hund", "Jäger", "Die Pirsch", "Deutsche Jagd Zeitung" oder "Unsere Jagd" nebst den dazugehörigen Webpräsenzen.
5.1.4 Ist die Fallenjagd auf Füchse legal?
Fuchswelpen in Jungfuchsfalle
(Foto: Johanna Kurz)
Leider ja, und zwar fast überall. In Nordamerika und weiten Teilen Asiens gibt es für die Fallenjagd wenig Einschränkungen; so erfreuen sich dort die berüchtigten Tellereisen großer Beliebtheit. Sie fangen ihr Opfer an der Pfote und halten es fest, bis der Jäger das gefangene Tier findet und tötet. Während dieser Zeit sind die Gefangenen den Angriffen anderer Tiere hilflos ausgeliefert, und beißen sich oftmals die Pfote ab, um zu entkommen. Letzteres gilt insbesondere für Fuchsmütter, die ihre Welpen nicht verhungern lassen wollen. Findet der Trapper das gefangene Tier nach Stunden oder gar Tagen in der Falle, tötet er es mit Knüppelschlägen oder erschießt es.
Gang und Gäbe ist es darüber hinaus, Jungfüchse bereits am Bau in speziellen Jungfuchsfallen zu fangen. Diese Drahtfallen bestehen aus einem kastenförmigen Fangkorb, der über dem Baueingang befestigt wird. Beim Verlassen des Baus passieren die Welpen eine Klappe, die ihnen den Weg zurück in die Höhle versperrt. Die so gefangenen Jungfüchse werden schließlich vom Jäger erschlagen oder erschossen.
Dieser mit der Schnauze in eine "sofort tötende" Schlagfalle geratene und
vor Schmerz wimmernde Fuchs hatte Glück im Unglück -
Waldarbeiter fanden ihn vor dem Jäger und retteten ihn
(Foto: Deutscher Tierschutzbund)
5.1.5 Wann werden Füchse gejagt?
In den meisten europäischen Ländern - darunter auch Deutschland - dürfen Füchse das ganze Jahr über getötet werden; bundesweit sind lediglich in Berlin Schonzeiten festgesetzt, die erwachsene Füchse von Februar bis Oktober vor Nachstellungen schützen.
Überall sonst dürfen Fuchsrüden und Welpen zu jeder Zeit umgebracht werden. Fähen dürfen während der Zeit der Jungenaufzucht erst erlegt werden, wenn zuvor alle noch von ihr abhängigen Jungtiere getötet wurden. Selbst dieses Minimum an Schutz wird Reineke jedoch offensichtlich nicht gewährt: Die Biologen um Erik Zimen stellten bei ihren Untersuchungen im Saarland beispielsweise fest, dass viele erschossene Füchse in Mai, Juni und Juli Füchsinnen waren. Auch in Jagdliteratur und Internet-Foren findet man viele Berichte, in denen Jäger das Geschlecht eines in Mai oder Juni erschossenen Fuchses erst am toten Tier bestimmen.
Literatur:
Zimen, E. (1992): Vorwort zu Schumann, G., Mein Jahr mit den Füchsen. Wartberg, Gudenberg-Gleichen.
5.1.6 Gibt es Gebiete, in denen Füchse nicht gejagt werden?
Im gesamten Verbreitungsgebiet des Rotfuchses gibt es Reservate oder Nationalparks, in denen er nicht gejagt wird – dies sind Orte, an denen Füchse weitaus einfacher zu beobachten und weitaus weniger scheu sind als dort, wo Interaktion zwischen Mensch und Fuchs in erster Linie als einseitiger Krieg stattfindet. Bekannte Beispiele dafür sind etwa der kanadische Prince-Albert-Nationalpark, in dem der Biologe J.D.Henry zahlreiche Studien durchführte, oder der italienische Gran Paradiso-Nationalpark. Auch in Israel oder auf Hokkaido, der nördlichen japanischen Hauptinsel, werden Füchse nicht gejagt. Selbst in Deutschland finden sich einige Gebiete, in denen Füchse nicht vogelfrei sind, wie etwa der Nationalpark Berchtesgaden.
5.1.7 Was sind Schliefanlagen?
Junger Fuchs in Schliefanlage
In sogenannten Schliefanlagen werden Jagdhunde zur sogenannten Baujagd auf Füchse abgerichtet, bei der "raubwildscharfe" Jagdhunde im Bau verharrende Füchse vor die Flinten der draußen wartenden Jäger treiben sollen. Diese Abrichtung erfolgt an lebenden Füchsen, die eigens für dieses Zweck gefangen wurden und zwischen den einzelnen Abschnitten der Jagdhundausbildung in Käfigen gehalten werden. Bevorzugt werden für die Jagdhundeausbildung junge, unerfahrene Jungfüchse eingesetzt.
Die Schliefanlage selber besteht aus einem System von Betonröhren, durch das der abzurichtende Hund den Fuchs jagt. Um die Tötung des Übungsfuchses in frühen Phasen der Ausbildung durch den Jagdhund zu vermeiden, sind einzelne Abschnitte der Anlage durch Schieber abtrennbar. Dennoch kommt es Augenzeugenberichten zufolge immer wieder zu schweren, nicht selten tödlichen Verletzungen auf Seiten des Fuchses. Aus jagdlicher Sicht ist dies bisweilen durchaus nicht unerwünscht, da nur so "der Fuchs (...) in seiner unmittelbaren Wehrhaftigkeit (...) kennengelernt wird" (Neumann). Unabhängig davon bedeutet das wiederholte Gejagtwerden für den Fuchs extremen Stress und Todesangst; er ist ohne Fluchtmöglichkeiten seinen Feinden Mensch und Jagdhund ausgeliefert, was bis hin zum Tod durch Herzinfarkt führen kann.
Über den Winter findet in Schliefanlagen für gewöhnlich kein Abrichtungsbetrieb statt. Dort gehaltene Füchse, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind, werden in aller Regel entweder vom Hund getötet oder aber "jagdlich erlegt", d.h. zuerst freigelassen und bei der Flucht vom Jäger mit Schrot erschossen.
Warten auf Jäger und Jagdhund
Am Ende der Ausbildungssaison werden
die "Übungsfüchse" meist getötet
5.1.8 Was kann man gegen die Fuchsjagd tun?
Da die Fuchsjagd in den meisten Ländern leider völlig legal ist, bleibt einem oft nichts anderes übrig, als meinungsbildend auf seine Umwelt einzuwirken. Füchse haben bei vielen Menschen einen schlechten Ruf, und so ist es wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen, um positive Informationen über sie zu streuen, verzerrte Bilder und falsche Annahmen zu korrigieren und Sympathie für Meister Reineke zu wecken.
Unabhängig davon gibt es natürlich Möglichkeiten, Jägern die Fuchsjagd zu erschweren. Dazu gehört z.B. das Ausbringen menschlicher Gerüche etwa an Hochsitzen oder sogenannten Luderplätzen, die für das Anlocken von Füchsen und anderen Beutegreifern verwendet werden.